Was kann schon schiefgehen? – Kuriose Namenswahl per Internet

Dass es eine gute Idee sein könnte, „das Internet“ über den Namen für ein sehr teures Objekt entscheiden zu lassen, denken vermutlich nur Menschen, mit geringen Erfahrungen in Sachen Netzkultur. Dies lernt nun auch das britische Natural Environment Research Council (NERC).

NERC-PolarforscherDas neue NERC-Schiff
Eine schlechtere Idee dürfte es allerdings sein, nach einer Online-Abstimmung nicht zu den Ergebnissen zu stehen – so sie denn zumindest halbwegs tragbar sind. Im aktuellen Fall ging es darum, einen Namen für das erste von Großbritannien gebaute Polar-Forschungsschiff zu finden. Das eindeutige Ergebnis aus dem Internet lautet: „Boaty McBoatface“.

Der Vorschlag kam ursprünglich vom früheren Radiomoderator James Hand, dessen Idee dankend aufgegriffen wurde. Er selbst betonte allerdings gegenüber der britischen Zeitung The Guardian, dass der Hype um den Namen nicht durch sein Zutun entstanden sei. Die Sache habe sich verselbstständigt. Hand selbst stimmte außerdem dafür, das Schiff nach dem britischen Naturforscher David Attenborough zu benennen. Dieser Vorschlag kam mit etwas mehr als 10.000 Stimmen aber nur auf den fünften Platz.

Boaty McBoatface brachte es mit großem Abstand auf über 124.000 Stimmen. Auf dem zweiten Platz rangiert weit abgeschlagen – unter 35.000 Stimmen – der Vorschlag „Poppy-Mai“ nach einem krebskranken Mädchen. Es gab unter den insgesamt rund 7.000 Vorschlägen allerdings auch einige weitere Scherznamen, die es auf ordentlich Zustimmung brachten. „It’s bloody cold here“ erreichte immerhin den vierten Platz.

Entscheidung nicht bindend

Beim NERC will man das Abstimmungsergebnis allerdings nicht als letztendliche Entscheidung verstanden wissen. Wie das 250 Millionen Euro teure Schiff letztlich heißen wird, will man in den kommenden Tagen bekannt geben. Angesichts des klaren Ergebnisses halten es viele aber dann doch für sinnvoll, Boaty McBoatface zu verwenden. Der Name ist zwar nicht sonderlich seriös, könnte aber insbesondere auch Kinder verleiten, sich weitergehend mit der Arbeit des Schiffes und seiner Besatzung zu beschäftigen.

Und es hätte wesentlich schlimmer kommen können, wie andere Beispiele von versuchten Online-Abstimmungen zeigen. Der Brausehersteller Mountain Dew suchte 2012 beispielsweise einen neuen Namen für ein Getränk mit Apfelgeschmack. Die Abstimmung wurde gestoppt, als die 4Chan-Community kurz davor stand, „Hitler did nothing wrong“ zum Sieg zu verhelfen. Und die Stadtverwaltung des texanischen Austin wollte die Umbenennung der kommunalen Müllabfuhr ebenfalls öffentlichkeitswirksam durchführen. Man ließ die Abstimmung dann aber doch links liegen und legte „Austin Resource Recovery“ fest. Im Netz war zuvor in Anlehnung an den Limp Bizkit-Sänger der Vorschlag „The Fred Durst Society of the Humanities and Arts“ (Fred Durst-Gesellschaft für Geisteswissenschaften und Kunst) der Favorit. Forschungsschiff, NERC, Boaty McBoatfaceForschungsschiff, NERC, Boaty McBoatface NERC

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