Verbrauch senken, Komfort steigern, Umwelt schonen: Diese Ziele kann eine energetische Sanierung auch bei älteren Häusern erreichen. ?Jeder Eigenheimbesitzer kann seine ganz private Energiewende schaffen, und zwar so, dass es sich unterm Strich auch rechnet?, ist Schwäbisch Hall-Expertin Ingrid Lechner überzeugt. Sie hat Informationen zusammengestellt, um die Energiebilanz der eigenen vier Wände nachhaltig zu verbessern.
Ein Großteil der Gebäude in Deutschland ist älter als 35 Jahre, wurde also noch vor der ersten Wärmeschutzverordnung errichtet. Zwei Drittel dieser Häuser verfügen nach Angaben der KfW-Förderbank weder über eine geeignete Gebäudedämmung noch über eine zeitgemäße Heizungs- und Gebäudetechnik ? sind also energetisch völlig ineffizient. Nur fünf Prozent des Gebäudebestands sind energetisch auf der Höhe des technisch Möglichen.
Im Durchschnitt verbrauchen Wohngebäude hierzulande jährlich 177 Kilowattstunden (kWh) Energie pro m², jedes vierte sogar mehr als 250 kWh/m² (das entspricht umgerechnet 25 Litern Heizöl pro m² und Jahr). Der größte Anteil am Energieverbrauch entfällt dabei auf Ein- und Zweifamilienhäuser. Zum Vergleich: Neubauten verbrauchen heute in der Regel 60 ? 70 kWh/m² im Jahr, besonders energieeffiziente Häuser kommen mit weniger als 30 kWh/m² aus. Werte deutlich unter 100 kWh sind durch entsprechende Modernisierungen auch bei Altbauten problemlos zu erreichen.
Die für den privaten Hausbesitzer entscheidenden Fragen lauten: Wie ist der derzeitige Energiebedarf im eigenen Haushalt zu bewerten? Welche Modernisierungsmaßnahmen sind sinnvoll? Was kosten sie, und wie viel lässt sich damit sparen? Da es dafür keine Pauschalrezepte gibt, muss jedes Gebäude individuell analysiert und behandelt werden.
Auf jeden Fall sollte man sich von einem Energieberater unterstützen lassen, wenn eine größere Sanierungsmaßnahme geplant ist. Er hat das erforderliche Know-how, um konkrete Handlungsempfehlungen und Informationen für notwendige Investitionsentscheidungen zu geben. Dafür nimmt er die Immobilie gründlich unter die Lupe, um professionelle Antworten auf diese Fragen zu finden: Wie ist es um die Bausubstanz bestellt? Wie gut sind Fassade, Keller und Dach gedämmt? Wo gibt es Wärmebrücken und undichte Stellen? Wie sieht es mit Fenstern, Rollladenkästen und Haustür aus? Wie alt ist die Heizung, und wie hoch sind die Anlagenverluste?
Alle energetisch relevanten Bauteile kommen ebenso auf den Prüfstand wie die gesamte Haustechnik. Eine Thermografie kann helfen, versteckten Mängeln in der Wärmedämmung auf die Spur zu kommen.
Nach Abschluss der Bestandsaufnahme wertet der Energieberater die erhobenen Daten aus, ermittelt den Primärenergiebedarf des Hauses und berechnet, welche Wärmeverluste in den einzelnen Bereichen entstehen. Der Vergleich mit Häusern, die nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) saniert wurden oder gar den Standard eines KfW-Effizienzhauses erreichen, gibt erste Anhaltspunkte für die Größenordnung des Einsparpotentials.
Im nächsten Schritt werden dann konkrete und sinnvolle Sanierungsmaßnahmen vorgeschlagen und berechnet. Was kostet die Maßnahme? Wie stark lassen sich die Energieverluste dadurch reduzieren? Wie viel CO2 wird vermieden? Und nicht zuletzt: Wie viel Heizkosten lassen sich einsparen? Die Analyse mündet dann jeweils in die Frage, ob und wie schnell sich die Maßnahme amortisiert. Auch die Möglichkeiten, staatliche Fördermittel zu nutzen, prüft der Energieberater dabei und bezieht sie in seine Kalkulation mit ein. Alle Faktoren fließen in den Beratungsbericht ein, eine Art energetisches Gutachten, das dem Hausbesitzer alle relevanten Daten und Fakten an die Hand gibt.
Eine Modellrechnung für ein typisches Einfamilienhaus, Baujahr 1972, zeigt: Werden Dämmung und Heizungserneuerung kombiniert, ist eine Einsparung von 77 Prozent möglich. Das bedeutet bereits im ersten Jahr eine Heizkostenersparnis von mehr als 2.500 Euro. Bei weiter steigenden Energiepreisen ? der Berechnung liegt ein durchschnittlicher jährlicher Preisanstieg von sechs Prozent zugrunde ? beträgt die Ersparnis, über 30 Jahre gerechnet, durchschnittlich 5.200 Euro im Jahr. Fazit von Ingrid Lechner: ?Berücksichtigt man noch die sehr attraktiven staatlichen Förderungen, die die Investitionen spürbar erleichtern, kann jeder Hausbesitzer seine ganz persönliche Energiewende schaffen.?
Schwäbisch Hall, den 28. Mai 2014