Lifestyle-Guide: Wo Frauen High Heels und Wanderstiefel tragen

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Eigentlich trinkt die Münchnerin am liebsten Champagner, während des Oktoberfests mutiert sie allerdings zur begeisterten Biertrinkerin, behauptet ?München for Women?

Wo Frauen High Heels und Wanderstiefel tragen

In München sind High Heels und Bergstiefel kein Widerspruch: Der neue Lifestyle-Guide „München für Women“ gibt Tipps zum Bummeln, Feiern und Erholen – und ist eine Hommage an Stadt und Bewohnerinnen.

In München sind High Heels und Bergstiefel kein Widerspruch: Der neue Lifestyle-Guide „München für Women“ gibt Tipps zum Bummeln, Feiern und Erholen – und ist eine Hommage an Stadt und Bewohnerinnen. Von Sandra Zistl

Sie gilt als provinziell und prätentiös. Als einerseits traditionell und behäbig, andererseits überteuert und arrogant. Das Image der bayerischen Hauptstadt war noch nie das beste ? obwohl gleichzeitig immer mehr Menschen in ihr leben wollen.

Denn eigentlich ist München unglaublich lebenswert. Das betonen nicht nur Einheimische. Sondern das sagt jetzt endlich auch mal jemand von außerhalb. Und zwar öffentlich und auf 208 Seiten.

„Schön, leicht, authentisch und entspannt“, so hat die Wienerin Nicole Adler München stets erlebt. Deshalb hat sie der Stadt ihr zweites Buchprojekt gewidmet. „München for Women“ kommt als optisch ansprechendes Coffee-Table-Book daher: broschiert, Tagebuch-Größe, goldene, geschwungene Schrift.

Beim ersten Durchblättern könnte der Eindruck entstehen, einen weiteren, hochwertig präsentierten Shopping-Guide in Händen zu halten. Doch „München for Women“ will etwas anderes.

„Wir haben ganz bewusst nicht nur Orte für den Konsum gewählt. Das Buch ist lifestylig, aber kein Shopping-Guide“, betont denn auch gleich Kera Till, die das Buch gestaltet und mit ihren Illustrationen dekoriert hat, die sonst in Publikationen wie „Vogue“ oder „Elle“ zu sehen sind.

Wie eine Freundin als Fremdenführerin

„Die schönste Art, eine Stadt kennenzulernen, ist es doch, diese von einer guten Freundin gezeigt zu bekommen“, erläutert Herausgeberin Adler das Konzept. Beide hatten dabei eine Frau vor Augen, die wie sie viel reist, gewisse Ansprüche hat, aber auch ein Picknick an der Isar zu schätzen weiß. Eine angeblich typische Münchnerin.

Was macht diese nun aber aus? „Sie liebt ihre Stadt abgöttisch“, fällt Adler als erstes ein. „Als Wienerin fand ich das interessant, denn wir lieben unsere Stadt auch, stehen ihr aber eher kritisch gegenüber. Wir haben da eine etwas intellektuellere Herangehensweise.“

Eine bewusst gesetzte Spitze und schöne Vorlage für Till, selbst überzeugte Münchnerin: „Das liegt aber auch nur daran, dass wir unsere Stadt immer verteidigen müssen“, erklärt sie.

Die Münchnerin zeichne sich dadurch aus, dass sie durchaus gerne auf High Heels im Nachtleben unterwegs ist, für ihr Wohlbefinden zu Maniküre und Pediküre und zur Kosmetikerin geht. Ähnlich also wie Pariserin oder New Yorkerin. Mit dem Unterschied, dass die bayerische Version der stilsicheren Großstädterin es bei allem etwas weniger hektisch angehen lässt.

Sie sitzt auch gerne mal tagsüber bei einem Kaffee in der Sonne oder flitzt trotz Businessgarderobe mit dem Radl durch die Stadt; am Freitagnachmittag tauscht sie die High Heels gegen Bergstiefel; unterm Jahr nippt sie zwar gerne am Champagner, in zwei Wochen des Jahres mutiert sie allerdings zur begeisterten Biertrinkerin; und im Sommer legt sie sich im Bikini an die Isar.

Prominente Frauen geben Tipps

Belege dafür, wie lässig, schön, charmant und eigen die Münchnerin als solche ist, finden sich zuhauf in „München for Women“, dank interessanter Interview-Partnerinnen.

Polly Lapkovskaja, aka Pollyester, erzählt reflektiert über Musikszene und die Arbeitsbedingungen für Kreative in der Stadt. Uschi Obermaier verrät, wo München noch immer etwas vom Flair der wilden 60er und 70er hat. Designerin Ayzit Bostan erklärt, warum für ihr Atelier nur ein Viertel in Frage kam: das hinterm Hauptbahnhof.

Das schönste Kompliment jedoch stammt von Barbara Vinken. Die renommierte Literaturwissenschaftlerin hat im Laufe ihrer akademischen Karriere diverse Weltstädte nicht nur als Bewohnerin erlebt, sondern stets auch ihr analytisches, gnadenloses Wissenschaftlerinnen-Auge auf sie gerichtet.

„Ich bin aus Zürich weggegangen, weil mir München erotischer erschien“, gibt sie auf für sie ungewöhnlich unwissenschaftliche Art und Weise preis.

Und: Die Münchnerin, die sehe „immer noch aus wie die blonde Madonna mit Veilchenaugen in der Krippe im Kloster zu Frauenchiemsee“ und sei auch so „weich, erfüllt und heiter“. Mit einem Unterschied: Sie finde es vollkommen selbstverständlich, das Geld selbst zu verdienen.


?München for Women? von Kera Till, herausgegeben von Nicole Adler. Brandstätter Verlag, 208 Seiten, 22 Euro.

Foto: Kera Till „München for Women“ von Kera Till, herausgegeben von Nicole Adler. Brandstätter Verlag, 208 Seiten, 22 Euro.

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