Sailor Moon & Madoka Magica: Cosplayer leben fürs Kostüm

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Julia Plaster (l-r) als Syo Kurusu, Julia Möller als Sailor Neptun und Saskia Raer als Madoka Magica in Hannover. Foto: Jochen Lübke©

Hannover – Sie sehen aus wie Pokemon, Jack Sparrow oder Homer Simpson – und haben mit Karneval nichts zu tun.

Cosplayer verkleiden sich das ganze Jahr über als Figuren, die man aus den Medien kennt, von Mangas und Comics über Computerspiele bis hin zu Film und Fernsehen. Bei dem ungewöhnlichen, aber ernsthaft betriebenen Hobby steht das Kostüm im Mittelpunkt: je detailgetreuer, desto überzeugender. Experten zufolge gibt es hierzulande mehrere tausend Anhänger des aus Japan stammenden Trends.

Sailor Moon ist unzufrieden. Die grünen Haare sind kraus statt lockig, schuld sind andere Cosplayer. Die verlangten nämlich gewellte Haare, also versuchte Julia Möller, ihrer Perücke Locken zu verpassen. „Danach sah es aus wie ein Afro“, erzählt die 25-Jährige aus Hannover und guckt etwas unglücklich. An ihrem weiß-grünen Kostüm in Schulmädchen-Optik erkennt man die japanische Zeichentrickfigur Sailor Moon – hier in der Variante Sailor Neptune – aber sofort, trotz krauser Perücke.

Den Großteil ihres Kostüms hat sie selbst genäht, ihr Opa war Schneider, wie die Tischlerin erzählt. „Es ist gegen meine Ehre, komplette Kostüme zu kaufen“, betont sie. Auch Saskia Raer, die mit pinken Augenbrauen, pinken Lippen, pinker Perücke und aufwendigem pink-weißem Korsagen-Minikleid die Mädchen-Figur Madoka Magica aus einer japanischen Serie imitiert, näht ihre Outfits selbst.

„Meine Motivation für Cosplay ist das Herstellen der Kostüme“, sagt die 25 Jahre alte Studentin und blickt aus schwarzen Kulleraugen – zum Kostüm gehören auch Augen vergrößernde Linsen. Seit elf Jahren ist Raer Cosplayerin, zwischen 60 und 70 Figuren hat sie schon imitiert. „Man kann jedes Mal was Neues lernen“, erklärt sie ihre Leidenschaft.

Raer leitet die Cosplay-Gruppe in Hannover, bei der sich rund 25 Fans einmal im Monat in den Räumen des Deutsch-Japanischen-Freundeskreises treffen. Zudem ist sie Jurorin bei der Deutschen-Cosplay-Meisterschaft. Verkleidungskünstler aus ganz Deutschland messen sich dabei einmal im Jahr auf der Frankfurter Buchmesse. Die Finalisten werden zuvor auf Vorentscheiden im Rahmen diverser Fan- und Anime-Conventions ausgewählt.

Anders als die meisten Hobbys läuft Cosplay kaum über örtliche Vereine ab, sondern viel über das Internet. Dort tauschen sich die Anhänger auf Plattformen aus, posten Bilder ihrer neuesten Kostüme und bekommen dazu Feedback – wie auch Möller, die als Sailor Neptune, doch bitte lockige Haare haben möge, wie andere Cosplayer befanden.

Was Menschen zu dem schrägen Hobby bringt, hat die Kulturwissenschaftlerin Karen Heinrich erforscht. „Fan zu sein, ist der erste Motor für Cosplayer.“ Außerdem reize das Dreidimensionale: Man könne sich selbst präsentieren. Zwar sei das Hobby eine Nische, doch Anime-Fans hätten zugenommen. Serien wie Sailor Moon oder Dragon Ball Z seien beliebt. „Kinder sind damit aufgewachsen wie früher mit Asterix und Obelix“, sagt Heinrich.

Auch wenn Cosplay populär geworden sei, gebe es noch viele, die das Hobby belächelten, sagt Stefanie Bösche, die für die Cosplay-Meisterschaft die Pressearbeit macht und sich selbst in ihrer Freizeit seit zwölf Jahren verkleidet. „‚Ach, die sind nicht ganz in der Realität‘, denken einige“, sagt die 34 Jahre alte Vertriebsassistentin. Dabei geht es beim Cosplay gar nicht um Rollenspiele, wie auch Expertin Heinrich betont. Es gehe nicht darum, einen Charakter zu spielen, sondern ein Kostüm zu tragen. „Man ist im Prinzip man selbst.“

So ist Julia Plaster auch immer Julia Plaster – selbst als Prinz Soma oder Syo Kurusu, beides japanische Anime-Charaktere, beides männliche Figuren. „Die weiblichen Charaktere sprechen mich nicht an“, sagt die 26-Jährige aus Hannover. „Die Helden sind viel cooler.“

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