Klickern und Dotzen im Murmel-Verein

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Auf dem Murmel-Spielfeld – hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.Foto: Carolin Eckenfels©

Wölfersheim – Die Murmel liegt gut und gern einen Meter von ihrem Ziel entfernt. Wer sie in das Loch hineinkullern lässt, hat gewonnen.

Einem Spieler gelingt das mit einem geschickten Fingerschnippen – Sieg! Was für viele ein Spiel aus Kindertagen ist, ist für die Mitglieder des „1. Södeler Klickervereins“ eine ambitionierte Freizeitbeschäftigung. Vor kurzem richtete der Verein auf seinen Spielfeldern in Wölfersheim bei Frankfurt die Deutschen Meisterschaften im Murmeln aus.

Den Verein gibt es seit 2005, heute klickern Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit. Entstanden ist der Club aus einer Laune heraus beim Stammtisch, wie Vereinsmitglied Thomas Müller erzählt. Die Gründungsmitglieder dachten zunächst, die Einzigen zu sein. Doch bundesweit gibt es mehrere Vereine.

Mit Murmeln wurde bereits in der Antike gespielt, wie der Salzburger Spieleforscher Rainer Buland sagt. „Die ersten Murmeln waren aus Marmor. Daran erinnert auch das Wort Murmel.“ Erst später kamen die heute gängigen Glasmurmeln auf.

„Ich denke, früher war das Spiel auch deshalb beliebt, weil Glasmurmeln etwas Wertvolles darstellten“, sagt Buland. „Sie waren mitunter die wertvollsten Gegenstände, die Kinder besaßen.“ Heute sei das zwar anders, aber: „Sie faszinieren immer noch. Sie sind bunt, sie rollen, sie fühlen sich in der Hand gut an, haben einen besonderen Klang, wenn sie aneinanderstoßen, und man kann mit ihnen Wettbewerbe austragen. Aber natürlich ist die Konkurrenz zu anderen Spielzeugen heute groß, da gehen Murmeln unter.“

Nicht für die Wölfersheimer: Sie widmen sich ganz der Variante des „Deutschen Lochspiels“, wofür es offizielle Regeln gibt. Geklickert wird auf einer Wiese, der Verein hat mehrere Spielfelder angelegt. Jedes Feld ist drei mal sechs Meter groß und mit rotem Sand bedeckt wie auf einem Tennisplatz. Allerdings gehört auf das Murmelfeld noch eine etwa fünf Zentimeter tiefe Kuhle.

Zwei Mannschaften, die aus je vier Spielern bestehen, treten gegeneinander an. „Früher als Kinder haben wir um die Murmeln gespielt“, erklärt Thomas Müller. „Heute geht es um Punkte.“ Gewonnen hat dabei nicht der, der die meisten, sondern die letzte Murmel mit seinem Finger ins Loch gekickt hat. Neben Fingerspitzengefühl sind also auch Taktik und Strategie gefragt. Praktisch ist, wenn die Murmeln so liegen, dass sie „angedotzt“ werden können. Das bedeutet: Man schnippt mit einem Finger eine Murmel gegen eine andere. Die Kugeln, die sich berührt haben, kommen sofort ins Loch.

Für den zweiten Vorsitzenden Udo Tanner ist das Beste an der Murmelei: „Man trifft jede Generation dabei.“ Und es könne ganz schön spannend werden, fügt Müller hinzu. „Ein 13-Jähriger spielt gegen einen 60-Jährigen – und Sie haben keine Ahnung, wie es ausgeht.“ Bei der Meisterschaft holte ein Wölfersheimer Team übrigens den dritten Platz.

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