Anonymous Analytics: Greift Firmen da an, wo es wirklich weh tut

Eine Gruppe von Aktivisten, die sich mit dem Anonymous-Kollektiv verbunden fühlen, hat sich vor einiger Zeit entschlossen, effektivere Wege zu gehen. Die Aktivitäten wurden in der Öffentlichkeit zwar kaum wahrgenommen, hatten aber dafür weitaus mehr Auswirkungen, als DDoS-Attacken haben könnten.

Anonymous AnalyticsNeue Analyse zu REXLot
Das Team hat sich schon in der Hochphase der Anonymous-Bewegung vor gut fünf Jahren zusammengefunden, als verschiedene Aktivisten zu der Erkenntnis kamen, dass die bis dahin üblichen Methoden nur sehr bedingt in der Lage sind, Firmen wirklich hart zu treffen. Ein DDoS-Angriff oder auch ein Daten-Leak wirken immerhin nur selten längere Zeit nach. Ihr neues Vorgehen hatte bereits mehrfach weitaus größere Auswirkungen, da Unternehmen nun wirklich dort attackiert werden, wo es einer Firma weh tut, berichtete das Magazin .

In dem Team agiert eine Mischung aus Hackern und Wirtschaftsfachleuten. Gemeinsam sammelt man Daten zu den Geschäftsaktivitäten eines bestimmten Unternehmens, erstellt zugehörige Marktanalysen und veröffentlicht diese. Bei der Informationsbeschaffung wird dabei teils auch auf illegale Methoden zurückgegriffen. So gelang es bereits mehrfach aufzudecken, an welchen Stellen Unternehmen in ihren Geschäftsberichten einen zu positiven Eindruck der realen wirtschaftlichen Lage erweckt haben.

Die Arbeit der Gruppe, die sich „Anonymous Analytics“ nennt, wird in der Finanzwelt inzwischen genau beobachtet – immerhin liefert sie Analysen, die in dieser Form sonst nicht oder nur sehr schwer zu erlangen wären. Eine der heftigsten Wirkungen erzielte man mit einem Papier zum chinesischen Unternehmen REXLot, das Dienstleistungen rund um Glücksspiel-Geräte anbietet. Bei diesem konnte nachgewiesen werden, dass die Umsatzentwicklung und die Kapitaldeckung in den Bilanzen viel zu positiv dargestellt wurden.

Erst Tiefschlag, dann Nachschlag

Nachdem der Bericht im Sommer letzten Jahres veröffentlicht wurde, brach der Aktienkurs der Firma um rund drei Viertel ein und das Wertpapier wurde von der Hongkonger Börse sicherheitshalber aus dem Handel genommen. Erst in diesem April – nachdem das Management die Angelegenheit gegenüber den zuständigen Aufsichtsgremien mit einem über 50 Seiten starken Papier aufgearbeitet hatte, wurde REXLot an der Börse wieder zugelassen.

Anonymous Analytics nahm sich das Papier zur Brust und veröffentlichte bereits einen und zwei Tage später zwei Stellungnahmen auf Basis neuer Daten, die man sich besorgt hatte und diese fielen nicht gerade positiv aus. Als Fazit gab man eine Herabstufung der eigenen Aktienbewertung von „verkaufen“ auf „unbedingt verkaufen“ heraus. Nicht zu Unrecht, wie sich zeigte. Kurze Zeit später musste REXLot bekannt geben, dass man ohne den Verkauf von Firmenwerten die Kreditgeber nicht mehr bedienen kann.

Die Gruppe hat sich aber auch schon verschiedene andere Unternehmen zur Brust genommen, darunter Qihoo 360 und Western Union. Meist handelt es sich um Firmen mit Sitz in China und den USA, was darauf hindeutet, dass die Mitglieder des Teams aus diesen Ländern stammen könnten.

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